„Es geht Russland nicht nur um die Kontrolle der Inhalte, sondern auch um die Kontrolle der Informationsflüsse im virtuellen Raum“, sagt Florian Töpfl über die Auslandskommunikation des Kremls und seine Strategien zur Informationsmanipulation. Dabei werden die verschiedenen Einflusskanäle – u.a. Troll-Fabriken und Bots zur Simulation öffentlicher Meinung sowie Hackerangriffe, Einflussnahme auf Suchmaschinen und soziale Netze, verdeckte Unterstützung von Websites, Wissenschafts-Propaganda bis hin zu Geheimdienstoperationen – systematisch so genutzt, so der Inhaber des Lehrstuhls für Politische Kommunikation mit Schwerpunkt auf Osteuropa und die postsowjetische Region an der Universität Passau, dass sich ihre Wirkungen gegenseitig verstärken. Russlands Ziel sei nicht erst seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine, Verwirrung zu stiften durch offene Täuschungen. „Der größte Erfolg der Kreml-Propaganda ist das damit entstehende Misstrauen gegen alle Medien.“
Für Sabrina Spieleder hat die Informationsmanipulation ausländischer staatlicher Akteure das Potenzial, Demokratie und Sicherheit zu gefährden. In der Abteilung Strategische Kommunikation und Informationsanalyse beim Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) befasst sie sich mit der Bekämpfung ausländischer Informationsmanipulation und Einmischung. Aus Spieleders Sicht „müssen vor allem die manipulativen Taktiken verstanden werden, welche die Verbreitung von Desinformation erst ermöglichen.“
Neben Hass und Hetze im Netz, die die Medienanstalt Hessen in Kooperation mit staatlichen wie zivilgesellschaftlichen Akteuren bekämpft, „sind es vor allem die illegitimen Informations- und Meinungsmanipulationen von außen, die die Informationsfreiheit gefährden“, sagt Murad Erdemir. Einen „ersten Schritt der Gegenwehr gegen diese destruktiven Aktivitäten, die unseren gesellschaftlichen Diskurs zu stören oder gar zu zerstören versuchen“, sieht der Direktor der Medienanstalt Hessen darin, „sie aufzudecken und erkennbar zu machen“. Dazu werde das diesjährige forum-medienzukunft seinen Beitrag leisten.
Florian Töpfl eröffnet das forum-medienzukunft 2023 mit der Keynote „Das Ziel ist Destabilisierung“ und diskutiert anschließend die Facetten russischer Auslandskommunikation und ihre Einflusskanäle mit Sabrina Spieleder sowie Paula Köhler vom Research Team der Münchner Sicherheitskonferenz und Ralf Stettner, Leiter der Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit im Hessischen Innenministerium und Chief Information Security Officer der hessischen Landesverwaltung.
In der zweiten Keynote geht die Hamburger Journalistik-Professorin Katharina Kleinen-von Königslöw unter der Überschrift „Verloren in der Flut der Info-Schnipsel?“ der Frage nach, wie Journalismus die Widerstandskraft gegen Informationsmanipulation stärken könnte. Mit ihr diskutieren anschließend Stephan Mündges, Co-Koordinator der Faktencheck-Organisation GADMO, und Nina Pater, Managerin für medienübergreifenden Journalismus in der Programmdirektion des Hessischen Rundfunks.
Der Bremer Soziologe Nils C. Kumkar befasst sich in dem abschließenden „Denkzettel“ unter der Überschrift „Mediale Nebenwirkungen“ mit gesellschaftlichen Konflikten, in denen die Halbwahrheiten besonders verfangen.
Das forum-medienzukunft ist eine Veranstaltungsreihe der Medienanstalt Hessen und befasst sich in seinen jährlichen Ausgaben mit Veränderungen und Umbrüchen in Medien und Gesellschaft, die die Digitalisierung auslösen, und daraus resultierenden Herausforderungen.
Auch die diesjährige Ausgabe findet als Hybridveranstaltung statt.
Das komplette Programm und weitere Informationen: www.forum-medienzukunft.de.
Gerne sind wir Ihnen behilflich, Interview-Termine mit Referentinnen und Referenten zu vereinbaren. Ein Presseclipping steht zur Verfügung.
Rückfragen an: Büro Ingrid Scheithauer | Zedernweg 5 | D-53340 Meckenheim | Ulrike Oertel | Tel. 0160 73 74 624 | oertel(at)ingridscheithauer(dot)de